Interview

Claude Weber

Kunst bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung

 
Claude Weber © Edouard Olszewski

01.10.2021 - 31.07.2022

 

Herr Weber, die Ballade Der Geiger von Echternach von Nikolaus Welter wurde von Lou Koster vertont und Catherine Kontz hat sich später auch mit dem Text befasst. Inwiefern unterscheiden sich beide Bearbeitungen?
Lou Koster vertonte die ganze Ballade in Form eines einstündigen Chorwerkes. Catherine Kontz hat den Text nicht vertont. Sie geht in Le Joueur de Vièle von den 32 Abschnitten in Kosters Werk aus und reduziert sie auf das Essenzielle. Das Stück ist rein instrumental mit realem oder imaginärem Tanz.

Wie beschreiben Sie die künstlerische Verbindung zwischen Dichter Nikolaus Welter und Komponistin Lou Koster?
Lou Koster begann 1954 mit den ersten Skizzen zu Der Geiger von Echternach. Nik Welter war bereits 1951 verstorben. Es ist aber überliefert, dass sich die Komponistin und der Autor gegenseitig schätzten. Lou Koster hat weitere 30 Texte Nik Welters als Lieder vertont. Bei diesem Projekt liegt der Fokus auf der von Lou Koster komponierten Version von Der Geiger von Echternach.

Für die CD-Aufnahme dieser Version haben Sie mit dem Vokalensemble Singer Pur gearbeitet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Kosters präzise Erstfassung des Werks ist notiert für Klavier und Stimmen. Aus Krankheitsgründen beauftragte Koster Pierre Cao mit der Instrumentierung. Bis heute war es immer diese Fassung, die aufgeührt wurde. Es war ein langjähriger Wunsch der Musikwissenschaftlerin Danielle Roster, das Werk in Kosters Erstversion aufzuführen. Zusammen mit dem A-cappella-Ensemble Singer Pur entstand die Idee zu einer Fassung mit sieben Sänger.innen, Klavier und Geige, welche den Kern des Werkes umso mehr zum Strahlen brächte. Der Klavierpart ist im Manuskript sehr präzise und pianistisch ausgeschrieben. Die Vokalstimmen wurden von Christian Meister arrangiert. Mit dem Violinsolo lässt Sandrine Cantoreggi das Schlüsselelement der Geschichte kurz, aber eindrucksvoll in Erscheinung treten: die Geige.

Dieses Projekt entstand auch im Kontakt mit CID Fraen an Gender. Wie ist die Zusammenarbeit verlaufen? Warum ist diese Arbeit wichtig?
Wie Manuel Warwitz von Singer Pur es liebevoll sagte, ist Danielle Roster, die Kulturbeauftragte des CID Fraen an Gender, die Mutter dieses Projekts. Ihrer Erfahrung und ihren langjährigen Kontakten zum CNA (wo auch die CD-Aufnahme stattfand) und zum MKH ist es zu verdanken, dass es verwirklicht wurde. Das CID Fraen an Gender besitzt auch das Archiv Lou Koster.

Herr Weber, wie sehen Sie Ihre Rolle als Musiker? Was ist Ihnen bei Projekten besonders wichtig?
Es ist mir ein großes Anliegen, dem Publikum etwas zu präsentieren, das es noch nicht kennt. Kunst bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung und schon gar keiner Rechtfertigung, sie muss aber gezeigt und gespielt werden, damit sie gesehen und gehört werden kann. Der Interpret/die Interpretin ist dabei der Vermittler/die Vermittlerin. Daneben mag ich Projekte, die mehrere Facetten haben, weil das Publikum sich so über unterschiedliche Kanäle an etwas herantasten kann.

* Roster, Danielle: Lou Koster: Komponieren in Luxemburg (Band 10 von Europäische Komponistinnen), Böhlau
Verlag Köln, 2019, 456 Seiten

Interview: Sarah Rock, Dramaturgin


Link zum Konzert Zwei musikalische Blicke auf den Geiger von Echternach
CD Release Konzert und Welturaufführung
Samstag 24.10.21 / 17:00

Link zu den Tonaufnahmen der CD: Der Geiger von Echternach

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