Interview

Fabienne Biever

Künstlerin / Autorin-Schauspielerin der Saison 19/20 im MKH
Des Königs böse Zweifel

 
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© Veronique Kolber

01.07.2019 - 01.07.2020

 

Eine Grashüpferin in der Hauptrolle? Die haben doch eher den Ruf, auf der faulen Haut zu liegen. Und finden Kinder Heuschrecken nicht eklig?

Im alten Volksglauben heißt es, dass das Kleine Volk (also Elfen, Feen, Wichtel und Zwerge) auf Grashüpfern durch die Wiesen reitet und dass Grashüpfer Botschaften der Naturgeister überbringen. Diese wunderschönen grünen Lebewesen sollen Kinder eklig finden? In der Geschichte handelt es sich übrigens nicht um eine gewöhnliche Heuschrecke, sondern um eine Meisterin ihrer Art! Sie springt in des Königs Leben, lädt ihn ein, sich auf ihren Rücken zu setzen und das Leben spielerischer anzugehen.

Vermögen Kinder schon die Verbindung zwischen dem Märchen und seiner Botschaft herzustellen?

Die Geschichte möchte Kindern aufzeigen, dass es wichtig ist, an sich selbst und seinen Wert zu glauben. Dass eine Krone wertvoll ist, wissen die Kinder. Dass der König sie wegwerfen möchte, weil er glaubt, zu schwach, zu unbegabt zu sein – das wird ein schüchternes Kind nachvollziehen können. Vor allem aber die Meisterin Hüpf, die voller Liebe und Lebensfreude steckt und in jedem Gegenüber das Größte sieht, wird mit ihren Reimen und Liedern noch die kleinsten Zuschauer begeistern.

Sie werden in dieser Inszenierung den in „erwachsenen“ Rollen gestandenen Schauspieler Germain Wagner erstmals in einem Theaterstück für Kinder dirigieren.

Ich freue mich unglaublich auf die Arbeit mit ihm! Er ist ein wunderbarer Schauspieler und Mensch und wird dem scheuen König mit viel Feingefühl und auf rührend-komische Art Leben einhauchen.

Im Stück heißt es: Genau so, wie du bist, bist du richtig. Der König ist ängstlich und voller Selbstzweifel: Ist das richtig?

Der König leidet unter bösen Selbstzweifeln, so könnte die Diagnose lauten. Die Symptome dieser Krankheit erscheinen offensichtlich: Er stottert, flüchtet vor Menschen und seiner Aufgabe. Aber das ist nicht seine wahre Identität, sondern diese wird von einem Mangel an Selbstwert überdeckt. Der König ist also nicht wirklich scheu und ängstlich, sondern glaubt schlicht zu wenig an seine Fähigkeiten.

Und wie kamen Sie zum Stück?

Ich möchte das Stück meiner Mutter Aline Biever-Gang widmen. Sie war meine erste und wichtigste Zuschauerin im elterlichen Wohnzimmer in Recken bei Mersch und hat als Erste über meine Geschichten gelacht, als ich ein Kind war. Was es heißt, an sich selbst zu glauben und sich eine Existenz und Identität quasi aus dem Nichts zu erschaffen, das haben meine beiden Eltern mir eindrücklich durch ihr Leben gezeigt. Merci! Diesem Schöpfungswillen entspringt und verdanke ich die Geschichte von Meisterin Hüpf und dem scheuen König.

Das Interview führte Susanne Jaspers.

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