Interview

Jean Back

Ein berühmtes Werk neu entdecken

 
Jean Back © Edouard Olszewski

01.10.2021 - 31.07.2022

 

Jean, das Projekt Bilder einer Ausstellung revisited bezieht sich auf einen Theatertext, der Ihren Roman L’arc di Marianna begleitet. Welche Idee steckt hinter diesem Konzept?
Ich wollte den Leser.innen nach dem letzten Satz des Romans selbst zum Theaterbesucher werden lassen. Ein Schritt, der nicht nur formal ist, sondern auch den Rollenwechsel meines Hauptprotagonisten Cosimo vom untröstlichen Liebhaber zum ernüchterten Immigranten unterstreichen soll. Der Text funktioniert also unabhängig vom Roman. Er bleibt eine eigenwillige Interpretation der zehn Bilder von Mussorgskys berühmtem Klavierzyklus, wie zum Beispiel dem Gnom, dem alten Schloss, eingebettet in einen fiktiven Ausstellungsbesuch in der neuen Galerie Yak.

Dieser Text steht in Bezug zum Klavierzyklus des Komponisten Modest Mussorgsky, der die Zeichnungen Victor Hartmanns als Inspirationsquelle nutzte. Warum ist beim Projekt im MKH vorgesehen, neue Bilder, nämlich Fotografien, in einer Ausstellung zu zeigen?
Eigentlich spannt sich ein Bogen von Hartmanns Urbildern zu Mussorgskys Musik hin zu meinem Text, welcher die der Musik zugrunde liegenden Bilder literarisch angeht und ihn weiterreicht an junge Leute, die mit ihren Fotografien an den Ursprung erinnern, jedoch eine neue, radikale Sichtweise auf das Werk vermitteln. Die geplante Ausstellung bringt diese auf den Punkt.

Die „promenade musicale, théâtrale et visuelle“ vereint also drei Kunstrichtungen: Theater, Musik und Kunst, hier Fotografie – eine eher seltene Verbindung …
Dieses Konzept hat sich auf quasi natürliche Weise ergeben: Am Schluss des Romans sollte mein Protagonist getröstet werden mit dem, was er gerne hat: Bilder und Musik. Dieses führt die Freunde dazu ihm einen Theaterbesuch vorzuschlagen, eben den von Bilder einer Ausstellung revisited. Damit ist auch ein weiterer Bogen aus dem historischen Friaul ins zeitgenössische Luxemburg gespannt. Interessant ist auch die Konstellation des Projektes: Die Fotografien für die Ausstellung im MKH stammen von Schüler.innen aus dem LTAM, begleitet von Joseph Tomassini. Wie verläuft diese Zusammenarbeit? Die Schüler.innen waren anfangs skeptisch, sich mit einem ihnen größtenteils unbekannten Musikwerk fotografisch auseinanderzusetzen. Als Medium eröffnete mein Text ihnen jedoch einen neuen Zugang zum Werk. Ich bin den jungen Leuten mehrmals begegnet. Joseph Tomassini hat ihre Arbeit im Sinne der verschiedenen Kapitel begleitet. In der Ausstellung, mit von Schauspieler.innen rezitierten Texten und der Musik, kann ein berühmtes Werk neu entdeckt werden.

Sie selbst sind ja nicht nur Autor, sondern auch Fotograf. Welche Motive hätten Sie sich als Fotograf für Bilder einer Ausstellung ausgesucht?
Ich spürte, dass meine literarische Interpretation von Mussorgsky nicht durch meine eigenen Fotografien ergänzt werden sollte. Ein Projekt, das sich halten soll, muss „geshared“ werden, das Interesse daran geweckt und die Herangehensweise durchdiskutiert werden. Ein Motiv, das mir übrigens immer am Herzen lag, ist der Tanz der Küken, dieses niedliche, kindliche Bild versus die ökonomische, brutale Gegenwart.

Interview: Sarah Rock, Dramaturgin

Link zu Jean Backs Theaterstück Bilder einer Ausstellung revisited
Literarische und musikalische Führung durch die Ausstellung "What's in your eyes?"
Do 21.10. / Fr 22.10./ Mi 17.11. / Do 18.11. / Do 02.12. / Fr 03.12.

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