Interview

Susanne Jaspers

Behescht bedeutet Paradies
Interview: Sarah Rock, Dramaturgin

 
© Mierscher Kulturhaus_Jeanine Unsen

09.09.2020 - 01.07.2021

 
Frau Jaspers, Sie sind Autorin und Verlegerin, aber diese Saison arbeiten Sie an einer Ausstellung im Mierscher Kulturhaus. Gezeigt werden Bilder und Zeichnungen Ihres verstorbenen Mannes Georges Hausemer, und Sie sind die Kuratorin. Eine neue Herausforderung?
Ich muss in der Tat zugeben, dass ich so etwas noch nie zuvor gemacht habe und zuerst einmal schlucken musste, als mir vorgeschlagen wurde, diese Aufgabe zu übernehmen. Aber das Argument, dass ich das Werk meines Mannes wohl am besten kenne, hat mich überzeugt. Sowie natürlich die Vorfreude darauf, seine Bilder und Zeichnungen in einer ihm gewidmeten Einzelausstellung in Luxemburg präsentieren zu können, was er zu Lebzeiten nicht erleben durfte. Ich plane, seine Arbeiten nach verschiedenen Schaffensphasen zu unterteilen. Diese werden dann auf thematisch konzipierten Wänden mit begleitenden Texten gezeigt. Zudem schwebt mir vor, ein paar kuriose Resultate dessen zu integrieren, was bei seinem Herumexperimentieren mit Kunst im Lauf der Jahre herausgekommen ist ...

Man kann nicht über Georges Hausemer reden, ohne auf Literatur zu sprechen zu kommen. Parallel zur Ausstellung ist nämlich eine Buchveröffentlichung geplant mit dem Titel Behescht?
Es handelt sich um „97 komprimierte Unterhaltungsromane“, wie er selbst sie nannte, kurze Texte, die auf einer oder sogar nur einer halben Seite eine Art „Romanhandlung“ erzählen. Eine in der Literatur nicht sehr geläufige Form, mit der mein Mann sich in den Monaten vor seinem Tod intensiv beschäftigt hat. Die Geschichten sind mal düster, mal nachdenklich, oft ein bisschen bis ziemlich absurd und skurril und hin und wieder ausgesprochen amüsant … eben wie das Schreiben meines Mannes. Begleitet werden die Texte von seinen Bildern – oder begleiten die Texte die Bilder? Schwer zu sagen …

Und was bedeutet der Titel Behescht?
Behescht ist das persische Wort für Paradies. So lautete sein Arbeitstitel für das Kurzroman- Projekt. Einerseits eine Anspielung auf sein Leben als weitgereister Weltenbummler, aber auch ein nicht nur vom Klang her wunderschönes Wort, was auch immer jeder Einzelne sich unter dem Paradies vorstellen mag.

Sowohl bei der Ausstellung als auch bei der Buchveröffentlichung handelt es sich um die Arbeit am Werk Ihres verstorbenen Mannes. Wie gehen Sie damit um?
Bei aller Traurigkeit, die mit dieser Arbeit verbunden ist, macht sie mir große Freude. Ich denke, dass er sich über die Ausstellung und auch über das Buch von seinem ganz persönlichen Behescht aus, wo immer das sein mag, schrecklich freuen wird. Zudem bedeutet diese Arbeit ja auch, die Erinnerung an Georges Hausemer, als Schriftsteller und im konkreten Fall zudem als bildenden Künstler, wachzuhalten. Mein größter Wunsch wäre es, wenn es in Luxemburg eines Tages nicht mehr nur eine Rue Batty Weber oder eine Rue Dicks, sondern auch eine Rue Georges Hausemer geben würde. Und wer weiß, vielleicht mit der Legende „Schriftsteller und Zeichner“.

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