Interview

Fabienne Hollwege

Künstlerin / Schauspielerin der Saison 19/20 im MKH
Das Recht aufs Spiel

 
© Veronique Kolber

01.07.2019 - 01.07.2020

 
Das Recht aufs Spiel

Sie leiten Ende September den Workshop Beweg (dich) etwas!. Ist der Titel im wörtlichen oder im übertragenen Sinn zu verstehen?
Beweg (dich) etwas! verbindet für mich die persönliche Aktivität in der Begegnung mit dem Umfeld auf körperlicher wie auch auf der Kommunikationsebene und beinhaltet gleichzeitig, dass wir mit der eigenen Aktivität auch etwas in der Außenwelt verändern können. Es geht darum, das Spielerische im Physischen wie Psychischen zu betonen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass die Klasse als Paradebeispiel demokratischer Prozesse dienen kann und die Wahrnehmung zu schulen, dass jeder sich mit seinen unterschiedlichen Fähigkeiten in diese Prozesse einbringen kann. Somit ist das Wortspiel ganz wörtlich zu nehmen: Wir werden uns viel bewegen, aber ich möchte auch, dass der Workshop in den Jugendlichen viel bewegt.

Sie sind Schauspielerin. Wie kamen Sie auf die Idee, mit Kindern und Jugendlichen zu „spielen“?
Bereits im ersten Semester meines Studiums war mir klar, dass Dinge wie Improvisationsunterricht, Sprecherziehung und Körperimpro grundlegende menschliche Erfahrungen sind, die eigentlich an den Schulen unterrichtet werden müssten, und dass jeder Schüler in dem Sinn ein Recht auf „Spiel“ hat, durch Phantasie und Kreativität die Welt in ihrer Vielfalt wahrzunehmen und sich durch Rollenspiele neu und anders kennenzulernen. Eine solche Selbsterfahrung fördert das Selbstbewusstsein, lässt einen aber auch mit größerem Bewusstsein in Kommunikation mit seinem Umfeld treten.

Zu den Inhalten des Themenblocks Power to the people: Gruppenfeindlichkeit und Mobbing sind ja bei der Social Media-affinen Jugend ein heißes Eisen. Steht da zu erwarten, dass es auch beim Workshop heiß hergeht?
Ich bin sehr gespannt, mit welchen Ideen die Klassen auf mich zukommen und wie wir in Diskurse geraten. Ich freue mich drauf, wenn wir es schaffen, ihre Bedürfnisse so zu formulieren, dass wir Ideen und Ansätze zur konkreten Umsetzung finden. Im Sinne von Power to the people ein Bewusstsein zu entwickeln, dass jeder es in der Hand hat, etwas zu verändern – auch wenn das erst einmal nur im nächsten Umfeld stattfindet.

Zudem werden Sie am literarischen Konzertabend Von ewiger Liebe Texte von Clara Schumann vortragen. Sie war ja – nicht nur für ihre Zeit – eine echte „Powerfrau“.
Clara Schumann verkörpert für mich eine praktizierende Vollblutkünstlerin, die es aber gleichzeitig geschafft hat, einen Haushalt mit sieben Kindern zu unterhalten und dazu noch ihrem Mann Robert Schumann den Rücken frei zu halten. Da ich selbst Mutter und Künstlerin bin, berühren mich viele ihrer Tagebucheinträge ungemein, die ihre Zerrissenheit und ihre Sehnsüchte preisgeben und uns zeigen, was es heißt, in zwei Welten zuhause zu sein: dem Alltag und der Kunst.

Das Interview führte Susanne Jaspers.

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